Absicht, Dao und die Neutralität des Herzens

Quan Dao der Weg der Quelle ist der Name unserer Kampfkunst, die die Kunst im Fluss des Lebens zu sein lehrt und praktiziert.

Wenn wir unsere Intention wirklich klären und zum Tun und zum Sein werden lassen bewegen wir. Aus der Perspektive des Dao gibt es keine getrennte Handlung, keine getrennten Gedanken, keine getrennten Gefühle. Alles ist miteinander verbunden und wirkt auf das Ganze. Auf dem Weg mit dem Ganzen antwortet auch das Ganze und alle Effekte und Nebeneffekte werden wirkungsvoll angesprochen.

Im Quan Dao sind wir bereit mit jedem errungenen Erfolg und Gewinn auch den Verlust wahrzunehmen-wir sind bereit einen Weg zu gehen, der grundlegend neutral ist. Klar, wir können auch kämpfen und auf einer Seite stehen und gleichzeitig erkennen, dass diese Besonderung der einen Seite nicht wirklich ist. Gewinn und Verlust halten sich in einem Krieg – auf das Ganze geschaut -  immer die Waage. Das ist der Weg des Dao, der Weg der grundlegenden Natur, die keine Besonderung all ihrer lebendigen Manifestationen kennt. Der Käfer und die Spinne sind für das Ganze ebenso bedeutsam wie der Mensch. Nur in unserem EGO Bewusstsein existiert diese Trennung und diese Vorstellung von Trennung, die folglich dann Wirklichkeit wird. Arten sterben, Arten leben und wenn der Mensch meint er wüsste was lebenswert ist, dann wird dieses „Wissen“ sein Schicksal und in einer Selbstabwertung enden. „Das Tao liebt und nährt alle Dinge, aber es spielt nicht den Herrn über sie“ (Watts 1983)

Das ist die daoistische Basis unserer Intentionsarbeit. Unsere Intentionen stehen von Beginn an im Dienst des Ganzen und mit dieser Haltung kommt unser EGO in das Reich der Sonne, d.h. ich darf in meiner natürlichen Aufgabe im Konzert des Ganzen gerecht werden. Ob mein Beitrag groß oder klein ist – das sind nur Bewertungen falscher Selbstgerechtigkeit – beides sind nur Bewertungen und damit gleich leer, gleich natürlich – neutral.

Der Ort dieser Neutralität – das zeigen all die Forschungsansätze von HeartMath Institute in Bolder, von Lynn McTaggart, Joe Dispenza bis hin in die Ansätze der daoistischen Weisheitsphilosophie und des Zen von Alan Watts aus den 60er Jahren oder von Dennis Genpo Merzel Roshi 2008 um hier ein paar Blitzlichter unseres spirituellen Reichtums in unserem Kontext des Dao zu nennen – der Ort dieser Neutralität ist das Herz. Unser Herz ist vollkommen natürlich in allen und mit allen. Unser Herz versteht, dass alles in allem ist, das alles Äußere nur eine Manifestation meines großen Herzens der Liebe ist. So gesehen sind die alten geistigen Gesetze der hermetischen Philosophie erfüllt und Ausdruck der universellen Natur unserer Wahrnehmung (wie im Sommercamp 2008 auf Rabenberg von mir vorgetragen).

Das Herz schwingt mit dem Ganzen. Nicht der Schuldgedanke erlöst die menschlichen Gräuel des 2. Weltkrieges, sondern das Mitgefühl – das relative und absolute Bodhichitta. Schuldgedanken erzeugen Schuld und Schuld erzeugt Revanchismus oder den unbedingten Drang nach Ausgleich – es sei denn wir lassen sie in unser Herz. Im Herzen pulsiert nur Erlösung, es ist voll und leer zugleich.

Das ist die Lehre des aramäischen Vater – Unser zur Schuld:

Wasboqlan khaubayn wakhtahayn

Aukana daph khnan shbwoqan l’khayyanbayn

 

Löse die Stränge der Fehler die uns binden

wie wir loslassen was uns bindet

an die Schuld anderer

 

So dürfen wir damit beginnen uns weiter zu unterstützen alle Schuldgedanken für unsere Intentionen zu lösen und uns zu unterstützen unsere ursprüngliche Natur lebendig sein zu lassen.

Literaturhinweise

Alan Watts                                       Der Lauf des Wassers, München 1983

Aramäisches Vater Unser nach:www.Abwoon.org

Celine Klever                                  Quantenherz, Oberstdorf 2010

Dennis Genpo Merzel Roshi       Big Mind Big Heart, Bielefeld 2008

Doc Childre, Howard Martin, Deborah Rozman, Rollin McCraty, Rollin McCraty                                                   Heart Intelligence, Waterfrontpress 2016

Greg Braden                                  Der Realitäts – Code, Burgrain 2008

Joe Dispenza                                 Werde übernatürlich, Dorfen, 2017

Joseph C. Pearce                         The Heart-Mind Matrix, Vermont 2012

Lynne McTaggart                         Die Kraft der Acht,München 2018

Beitrag zum Open Healer Forum 14.05.22 anlässlich des Weltkongress für Ganzheitsmedizin 2022 Michael Schmidt

Herz und Wandlung

Ich bin dankbar an diesem Weltkongress für Ganzheitsmedizin teilnehmen zu dürfen und beziehe mich auf eine Botschaft von Kulan Khaan einem Schamanen aus Jakutien (Sibirien): Der Wind aus dem Osten (Kulan) weht jetzt stark und zerstörerisch.

Und meine Antwort aus dem Westen war: Entscheidend ist für den Westen, wie er sich jetzt in diesen Wind stellt. Der Westen ist bestimmt von der digital – medialen Dominanz von Narrativen. Die Anarchie der Wertigkeit durch die Digitalisierung gerinnt zu einer immensen Krise westlicher Demokratien.

Auf der schamanischen Ebene bedeutet dies den Auftrag an die Heilung der Angst vor Verlust, die den Westen im Ostwind bestimmt, anzunehmen.

Der Osten ist überschwemmt von nicht anerkannten Dämonen und Traumata, die sich jetzt zerstörerisch äußern und alte Strukturen wegfegen (Geschichte der Ukraine, der Stalinismus, die Hungertoten der 30er Jahre in der und durch die Ukraine, die russische Revolution und all die radikalen Kräfte des Zusammenhaltes in Russland).

Wir durchdringen die Kraft der Herzintelligenz, die sich in Kohärenz aber auch in Inkohärenz äußert. D.h. die Angst hat die Kraft das zu erzeugen, was sie befürchtet. Es ist also bedeutend die Inkohärenz wahrzunehmen und durchzulassen. Durchlässigkeit ist der körperlich energetische Zustand des Annehmens, der Akzeptanz. Diese immense Kraft des Herzens steht uns zur Verfügung für Heilung und Konstruktion einer neuen Welt in einem neuen Zeitalter und sie beginnt jetzt.

Der eigenen Inkohärenz zustimmen ist etwa gleichbedeutend mit der Heilung des westlichen Narzissmus, mit dem Terror der Oberflächlichkeit und damit auch dem Verlust von universalen Werten.

Das bedeutet, dass wir lernen dürfen kohärent mit unserer Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit zu sein und dem Optimierungswahn entsagen. Kai Zen ist natürlich auch richtig: Jeden Tag ein Verbesserungsvorschlag! Doch was bedeutet dies in einer Welt, die die Lektion von Nachhaltigkeit und Natürlichkeit neu zu lernen hat? Es kann jetzt nur bedeuten, die beste Version zu leben und die entsteht aus der Mitte des eigenen Herzens. Der Bauch ist voll und der Kopf ist leer und das Herz ist unsere Mitte. Spüren und Fühlen was das Leben uns essentiell zu geben hat und der Neugier unseres Geistes den weitesten Raum geben, mit all seinen Konstruktionen sprechen und sie wieder loslassen.

Möge der Raum der Wandlung durch unsere Herzimpulse gestaltet sein!

Michael Schmidt: Der Himmel wird sprechen

Die Welt der Post-Wahrheit

Ken Wilber hat diesen Begriff in einer Analyse der Bewusstseinswirkung der ersten Trump Regierungsperiode geprägt. Diese Welt nach einer gesellschaftlichen Konstruktion von Wahrheit, die in Wissenschaftsdefinitionen ebenso geankert ist wie in dem Wertesystem fortgeschrittener demokratischer nationaler und internationaler Willensbildung – diese Welt zerfällt gerade in eine Konstruktion digitaler Diffusion. Wie in einem therapeutischen Prozess der Seele ist zunächst verwirrende Diffusion nötig damit anstelle der festgefahrenen Muster aus Traumata und invadierenden Überzeugungen eine heilsame Integration und Neubesinnung möglich wird.

Durch die digitalen Algorithmen der sozialen Medien werden gerade gesellschaftliche Spaltungsprozesse angestoßen, die wir seit einiger Zeit global und transkulturell beobachten können. Was als Integrität sozialer Willensbildung galt, als Ideal demokratischer und weltethischer Prozesse ist schon lange unterlaufen, bevor diese Utopie für den Großteil der Nationalstaaten Wirklichkeit werden konnte. Diese paradoxe und anachronistisch – regressive Tendenz illustrieren die Wahlen des amerikanischen, des brasilianischen, des ungarischen, russischen, polnischen, venezolanischen…..Präsidenten mit all den tragikomischen Auswüchsigen populistischer Machtstrategien.

Der digitalen Ökonomisierung der Märkte (vor allem durch sublime Werbung, Datenverkauf und Digital Enhancment von Spekulations- wie auch von Verwertungsprozessen) ist kein Kraut mehr gewachsen: wir sind schon fremdgesteuert, ohne dass wir es bemerken. Ein ebenso sublimer Kulturwandel findet statt und die Corona Pandemie gießt auf der biologischen Ebene weiter Öl ins Feuer. Karl Marx brachte im Kapital 1 es schon für den industriellen Kapitalismus und das Bewusstsein der Lohnarbeiter und der Kapitalisten auf den Punkt: „Sie wissen es nicht, aber sie tun es“. Das was schon in der Undurchsichtigkeit der kapitalistischen Gesellschaft und ihrer „Mystifikationen“ für das Bewusstsein der Menschen angelegt war, erscheint jetzt auf einer neuen Stufe durch den digitalen Kapitalismus (Precht 2020) an der Oberfläche.

Die digitale Konstruktion von Wirklichkeit durch Facebook, Instagram, Twitter, Google, YouTube u.a. fördert durch die Parzellierung und Diversifikation von Meinungszirkeln, durch die Zersplitterung einer intersubjektiv gültigen Verankerung in gemeinschaftlichen Werten eine Welt von Desinformation. Was die Informationsgesellschaft durch die Beschleunigung, Verdichtung und exponentielles Wachstum von Daten visionär als Fortschritt menschlicher Vernetzung predigte, geriert jetzt zu einer gleichgültigen Vermassung von Desinformation.

Der Einzelne sucht in der Masse der digital wirkenden „Influencer“, die Wahrheiten genauso wie Waren verkaufen, Orientierung und die digitale Welt bietet ihm an, was er zur Orientierung, zur Konsumtion oder zu seiner eigenen Verwertung zu brauchen scheint. Netflix bietet uns nicht „alle möglichen Filme an, sondern ein auf den „User“ abgestimmtes Potpourri, das wiederum sein Konsumtionsverhalten steuert. Dies führt zur von Algorithmen gesteuerten Besonderung der Menschen und zu spaltend und dissoziierend wirkenden gesellschaftlichen Prozessen. Der Bürgerkrieg liegt in der Luft und nicht Integration, sondern Spaltung und Hass werden sich ausbreiten.

Ist dies zu negativ gesehen? Ohne das Negative zu durchdringen und ganz ins Bewusstsein zu lassen, wird es auch keine positive Entwicklung gegen können – das ist Gesetz in der dualistischen Welt. Die Daoistische Philosophie hat es kurz und knapp formuliert: „Wo ein Rückschritt ist, ist auch ein Fortschritt“ (Cooper 1993)

Das Fortschreiten in die Wahrhaftigkeit

Keiner kann einfach mehr auf seiner Meinung bestehen. Jeder hat recht. Alles wird zur Perspektivität, die nur auf ein Ganzes bezogen sinnhaft wird. Nicht der Streit, die Konkurrenz, der Kampf um Kommunion, um die gesunde Lösung für alle und das Ganze wird der nächste kollektive Schritt ins Über – Leben der Menschheit sein.

Ohne die Wahrnehmung und das Lauschen des Rauschens der Quelle sind wir Verlorene, die dahintreiben im digitalen Strom der Zeit. Der Weg zur Quelle ist zuallererst die eigene Körperwahrnehmung! Da der Körper nicht lügen kann wird eine Verfeinerung unseres Körperbewusstsein uns den Weg zur Wahrheit weisen. Die Quelle fließt…das ist ihr Geschäft. Sind wir bereit zu surfen? Die nächste Welle kommt bestimmt! Also atme und höre auf Deinen Puls dann erhören und erforschen unsere Gedanken schon das Ganze.

Von diesem Impuls angestoßen werden Menschen sich als Ganzheit begreifen lernen und sich verstehen wie ein Körper, an dem jedes Organ, jeder Teil wichtig für das Ganze ist. Wenn etwas exazerbiert, die gesunde Struktur verlassen will, dann werden treten kollektive Reparaturmechanismen aktiv, die zum Wohle des Ganzen den Menschheitskörper wieder ins Gleichgewicht bringen. Der Fortschritt der demokratischen Willensbildung wird gegen Meinungsapologeten antreten, die aus den verletzten und verlorenen Seelen einer großen Masse Profit zu schlagen suchen. Doch wie an der Wahl des amerikanischen Volkes sichtbar ist ein gespaltener, dissoziierter Volkskörper zu heilen, der sich mit sich selbst versöhnen muss. Sich auseinandersetzen muss mit einer Masse von meist verarmten Menschen, die aus dem gesellschaftlichen Produktionsprozess und aus dem soziokulturellen Steuerungsprozess rauszufallen drohen. Die Geschichte kann uns an vielen Beispielen zeigen, dass Krieg und Bürgerkrieg genau darauf beruht, dass die antagonistischen Parteien meist über nichts anderes verfügen als das Recht des Stärkeren. Dieses Recht des Stärkeren hat zwar Sublimation durch die Konzepte des freien Markts gefunden, doch ein Blick auf  die Börse und die Aktivitäten der Hedge Fonds zeigen, das eine egozentrische Ignoranz der Konsequenzen des eigenen Handelns für das Ganze zur Grundlage der Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum geworden ist. Die Mystifikation der freien und gleichen Individuen ist dem Kapitalismus von Beginn an inhärent und verdeckt, die schmerzhaften wahren Widersprüche, statt sie demütig zu integrieren.

Der Fortschritt, der im gegenwärtigen Zeitgeist angelegt ist besteht einerseits aus grundlegender gegenseitiger Anerkennung unterschiedlicher Sichtweisen und dem Sich – Zumuten in einem integrativen Geist (Kants kategorischer Imperativ). Andererseits kommt diese fortschrittliche Entwicklung nicht ohne einen Begriff, eine Definition des Ganzen und dessen Wertedynamik aus, die in dem Ganzen verborgen ist. Somit steht das Ganze für eine spirituelle, philosophische Dimension, die eine transreligiöse Ethik zur Grundlage einer Weltgemeinschaft macht und als Handlungsgrundlage transnationalen, interkulturellen, gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Handelns dient.  Zhao Ting nennt diesen Schritt der Überwindung imperialistischer Dominanz und deren Ideologischen Rechtfertigungen „Inklusion“. (Zhao Ting, Alles unter dem Himmel, 2020).

Zu dieser Überwindung ideologischer Rechtfertigungen gehört auch die dem globalen Kapitalismus inhärente soziale Ungerechtigkeit und Ungleichverteilung an materiellen Mitteln. (siehe…) Und jetzt in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts geht die sogenannt soziale Schere zunehmend auseinander, d.h. die Reichen werden reicher und die Armen werden ärmer.

Scharfes Werkzeug

Schneiden ist ein ungeheuer kraftvoller Vollzug, der das Eine in Zwei teilt, oder es ermöglicht etwas abzutrennen. Bei dem Werkzeug der Schere ist es ganz klar: wollen wir etwas schneiden, muss die Schere geöffnet werden und die Scherblätter auseinandergehen, um schließlich mit der Wucht der Bewegung das was zu schneiden ist, zu durchtrennen. Die soziale Schere ist eine symbolisch trächtige Analogie für das Auseinanderdriften sozialer Schichten in einer Gesellschaft. Dies wiederum ist Ergebnis widersprüchlicher sozialer und politischer Prozesse, die Polarität statt Einheit verursachen. Geht die soziale Schere auseinander dann ist dieser gesellschaftliche Bewegungsprozess mit Turbulenzen, Reibungen und Spannungen verbunden, die sich bis zum Bürgerkrieg (Klassenkampf) entwickeln können. Demokratische Prozesse der Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum sind korrumpiert und es entwickeln sich gegensätzlichen Meinungen, Haltungen, Einstellungen und widersprüchliche ökonomische Prozesse, die – je mehr die Schere auseinanderdriftet – sich unversöhnlich gegenüberstehen.

Sowohl auf der exekutiven, legislativen und auf der judikativen Ebene kosten dieses Triften in die Extremität ebenso viel Energie wie auf der persönlichen, subjektiven und emotionalen Ebene. Es wundert daher nicht, dass der Happy Planet Index (der von der „New economics foundation“, einem britischen Think tank entwickelt wurde und als alternativer Messindex zum BPI gilt,) eindeutig zeigen kann, dass die soziale Ungleichheit ein wesentlicher Faktor gesellschaftlicher Zufriedenheit ist. Die gegenwärtig global zu verzeichnende Tendenz der Zunahme von Ungerechtigkeit und sozialer Ungleichheit markiert energetisch gesehen, dass die nahe Zukunft auf einen Wandlungspunkt zulaufen wird, in dem  die Schere in eine schließende Bewegung umkippen wird und all der Druck dieser Bewegung in neue globale Einigungsprozesse hineinführen wird. Das ist das Spiel von Yin und Yang, das Spiel der Gegensätze, das Kippschwingungsprinzip, das was oben ist nach unten bringt und umgekehrt. Diese homöostatische Bewegung, die uns global bevorsteht, ist gleichbedeutend mit einem globalen Wertewandel, in dem wir als Menschheit endlich kollektiv das Verbindende in der Unterschiedlichkeit wahrnehmen und würdigen können und auf der Ebene von Ökonomie und Ökologie ganzheitlich und nicht mehr analytisch denken. Glück und Freiheit werden damit konnotiert sein, dass alle gewinnen oder alle gemeinsam verlieren. Wir werden z.B. für den Verlust der Diversität unserer natürlichen Umgebung ebenso einen gemeinsamen Preis zahlen, wie für die menschenverursachte Erderwärmung oder das Leid für die soziale Verelendung ganzer Gesellschaften. Wir werden es gemeinsam fühlen und den Schmerz gemeinsam mit den folgenden Generationen fühlen. Wir dürfen es fühlen und durch uns innerlich bewegen, das ist der gemeinsame Gewinn, der uns blüht.

 Ja die Schere ist ein scharfes Werkzeug, dessen wir uns gerade bedienen. Daher heißt es wach bleiben für grundlegende gegenseitige Unterstützung, damit wir ein Teil der Wucht und der Kraft der Bewegung werden, wenn sich die Schere schließt, Und dieser Sprung in diese Bewegung ist jetzt und findet in unseren Herzen statt. Dieses Gefühl nennen wir Mitgefühl, Compassion und beginnt sein warmes Strömen direkt und gleich in der Verbindung zu mir, zu dir und zum Ganzen des Wir – zu Allen und Allem unter dem Himmel.

Der Himmel spricht

Dass der Himmel spricht ist ja keine Neuigkeit und seit Beginn philosophischen und religiösen Denkens ein Fokus kosmologischen Denkens ebenso wie ein durchdringender Aspekt von Erkenntnistheorie. (vgl. Sloterdijk, 2020) Wir dürfen uns in hervorgehobener philosophischer Begleitung wissen, wenn wir nach oben in die Weite schauen, durchdrungen von all den Bildern über Götter und Göttinnen oder Bilder von dem Einen, oder dem Einen von dem kein Bild erlaubt sein kann, da kein Bild ihn abbilden kann. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir als Gattung Homo sapiens erectus Deus die Essenz durch alles hindurch gewirkt erfahren dürfen und gleichzeitig in einer immensen kollektiven Konfrontation mit der Endlichkeit unseres weltlichen Wirkens.

Die Natur kennt keine soziale oder physische Schere, denn selbst das Getrennte oder Abgetrennte bleibt im großen Kreislauf immer mit dem Ganzen verbunden.  So zeigt sich in der Kirlian Fotographie, dass ein abgetrenntes Glied oder Blatt energetisch im Hochfrequenzfeld morphogenetisch verbunden bleibt. Wie tröstlich für uns auf der menschlichen Beziehungsebene: selbst mit all unseren getrennten Lebens- und Liebespartner*innen bleiben wir verbunden, wenn wir bereit sind aus der höheren himmlischen Perspektive zu schauen wo nur Vergebung der Blickwinkel ist, aus dem geschaut werden kann.  Nichts erscheint umsonst oder verloren. Gerade diese Evidenz ewiger Zugehörigkeit scheint mit unserer menschlichen Glückserfahrung so eng verwoben: der Happy Planet Index weist es quasi taxonomisch aus: da wo die Schere nicht auseinandergeht und die Natur die gebührende Wertschätzung erfährt und die Projektion der Angst nicht fixiert wird – da erscheint das Glück als eine gemeinschaftliche Erfahrung.

Es scheint als würden die sozialen Divergenzen um so größer je enger die innere Erfahrungswelt gestrickt wird. Es kann als Ausdruck unseres menschlichen Reichtums gelten, wenn wir in Bezug auf unsere Bedürfnisse und Bedürftigkeit Raum und Autonomie erleben können. Wer hat nicht mal einen Gegenstand oder etwas persönlich Geliebtes oder Wertvolles verloren und den Schmerz der Anhänglichkeit und Anhaftung erfahren, der mit der inneren und äußeren Verbindung zu diesem Objekt verknüpft ist. Doch gerade in diesem Augenblick entscheidet sich, welche Welt ich gerade sozial und intersubjektiv und intrapersonal kreiere. Bin ich bereit in einem Verlust auch einen Gewinn zuzulassen – in diesem Augenblick erfahre ich natürlichen Reichtum und existentielle Erfüllung. Alexis Zorbau – the Buddha zeigt uns, wenn alles zusammenbricht sanft diese Fähigkeit zum Loslassen. Wie die durchdringende Kraft des Kreuzweges, der von jeglicher Anhaftung befreiend den Tod am Kreuz bis in die Auferstehung führt. Die Himmelfahrt bringt die entscheidende Perspektive und den Heiligen Geist in die inneren Stimmen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch verstanden werden und erhört sind.

Und diese Fähigkeit des Menschen dem Himmel zu lauschen wohnt – wie die Herz Jesu Bewegung schon von Beginn an entdeckt hat – in unserem Herzen und unserem Herz - Raum. Nur hier ist Raum genug für das Ganze, das durch den Himmel spricht.

Dschamal ad-Dīn Muhammad Rūmī, der Sufi Meister bringt es auf den Punkt:

„Nur aus dem Herzen kannst Du den Himmel berühren“ 

Michael Schmidt: Corona und die Krone der Schöpfung

Corona dieser Begriff hat sich wie eine Maske über unsere Welterfahrung gelegt.

Die Covid-19 Pandemie hat eine Stimmung von Zeitenwende mit sich gebracht. Vieles war im Vorfeld schon auf einen energetischen Wandel eingestimmt und ist durch den Pandemieausbruch in ein neues kollektives Bewusstsein getreten:

  • Fridays For Future hat dem stattfindenden Klimawandel zu neuer weiter Öffentlichkeit verschafft und die Bedeutung des Klimawandels wird durch die kollektive Erfahrung der Pandemie in neues Licht gebracht

  • das Thema des Generationenvertrages ist in neuer Weise von Schülern angesprochen worden und in der Pandemie wird die Krise unseres Erziehungssystems brennpunktartig deutlich

  • die offensichtliche und die Welt prägende Wirkung von männlichen Populisten an der Macht hat ihre spaltende Kraft entfacht und die psychologische Basis faschistischen Populismus Spaltung, Verleugnung und Wendung ins Gegenteil wird in der Öffentlichkeit unübersehbar diskutiert,

  • die soziale Schere hat sich in vielen Ländern weiter geöffnet und die soziale Ungleichheit zeigt sich zunehmend in der Ausbreitung des Virus in den Schichten, die von tragfähigen Gesundheitsleistungen ausgeschlossen bleiben,

  • die globalen politischen und sozialen Krisenherde haben an Turbulenz zugenommen und Krisenmanagement wird zu einem vorrangigen Teil von politischer Steuerung um den Preis visionären Austausches

  • das Weltthema „Gerechtigkeit“ wird in größerem Umfang auf der Straße ausgetragen,

  • die politökonomischen Machtblöcke scheinen sich auf subtile Weise im Schatten der Pandemie neu zu organisieren

  • insgesamt besteht eine hohe emotionale Ladung im Verbund mit untergründiger Unsicherheit und fehlender Überschaubarkeit.

Diese Phänomene des globalen Wandels gingen mit der Covid-19 Pandemie und damit der weltweiten Verbreitung des Corona Virus einher.

Corona bedeutet vom Sprachursprung soviel wie Krone oder Kranz, was auf die räumliche molekulare Struktur des Virus hinweist. Der Corona Virus hat eine Reihe von ökonomischen und sozialen Kollateralschäden mit sich gebracht, die uns durch die Pandemie noch länger begleiten werden.

Die Welt findet sich jetzt in einer globalen Krise, die an den Festen der menschlichen Existenz, Kultur, Gesundheit, Ökonomie und Entwicklungsperspektiven des Fortschritts und des Wachstums rüttelt.

Tatsächlich ist die Maske zum Symbol dieser Situation geworden. Menschen müssen sich öffentlich vor anderen und andere vor sich selbst schützen. Diese viral verursachte Veränderung des öffentlichen Kontaktverhaltens zeigt unsere menschliche Verletzlichkeit und Unsicherheit ebenso wie die Brüchigkeit und Handlungsfähigkeit unserer menschlichen sozialen Organisation. Und da lauert über allem die Klimakatastrophe, um deren Bewertung weiterhin weltweit gerungen wird und in kleinen Schritten das ganze Ausmaß ins Bewusstsein der Menschen dringt.

Corona markiert einen historisch wirksamen Wandlungsprozess, in dem wir Menschen global zu lernen haben, dass unsere Haltung zu unseren natürlichen Wurzeln der grundlegenden Veränderung bedarf, wollen wir den Ast, auf dem wir sitzen, nicht selbst absägen.

Mit der Corona Pandemie ist eine Veränderung des Bewusstseins verbunden: die Krone, die sich der Homo sapiens als Wesen, Geschöpf, Gattung und Organismus aufgesetzt hat fällt. Der Homo sapiens wird auf seine ursprünglichen natürlichen Wurzeln zurückgeworfen. Die Menschheit wird in einem weiterhin turbulenten Prozess mit dem Fall dieser Krone der Mächtigkeit gegenüber dem Leben, die sich aus dem Überlebensdrang speist, in ihrer Selbstidentität konfrontiert.

Wissen zu Weisheit möchte ich rufen, denn nur Weisheit ist in der Lage die ursprüngliche Natur des Geistes zu erfassen. Lassen wir diese dogmatische Krone unseres Evolutionsgedankens fallen und oben den Kopf frei werden für ein neues kohärentes Denken, das im Blick auf jedes Detail, auf jedes Motiv, auf jede Erkenntnis gleichzeitig auf das Ganze schaut.

Kohärentes Denken setzt ein kohärentes Herz voraus, das in der bedingungslosen Liebe alles in allem sehen kann und sich vom Ballast des Egozentrismus befreit hat.

Gesunde Selbstliebe ist der beste Schutz für mich selbst und andere, wenn das Herz offen und weit ist – dann ist auch für alle gesorgt.

Nimm einen tiefen Atemzug in den Bauch und lasse das Einatmen ins Herz aufsteigen.

Halte in der Fülle des Einatems an und verbinde Dich mit dem Raum des Ganzen.

Schmelze und lasse die Quelle durch Dich strömen.

Wenn es sich gut anfühlt und lasse das Ganze in Deinen Ausatem sinken.

Und schenke Dir und der Welt ein sanftes inneres Lächeln.

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Michael Schmidt: Persönliche Liebe und emotionale Bedingungslosigkeit

Neben der gesellschaftlich relevant gewordenen Diskussion um ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ ist in spirituell – integralen Psychologie das bedingungslose Geben auf der emotionalen Ebene als „bedingungslose Liebe“ thematisiert worden und dieser Begriff hat eine weitgehende Rezeption in der Erfahrungswissenschaft erlebt. Und Viele, die den Begriff hören oder lesen, geraten in eine polarisierende Schwingung: Ich höre hier kann ein Wunsch in Erfüllung gehen: Liebe und Freiheit sind grundlegend verbunden. Oder ich nehme wahr, dass sich mein Widerstand meldet und dass ich sogleich an die Unmöglichkeit und all die Regeln denken, der sich eine bedingungslose Liebe zu unterwerfen hat und damit letztlich nicht möglich ist.

Niemand ist außerhalb von mir dafür verantwortlich, dass ich Liebe erfahre und erlebe oder nicht spüre. Liebe kennt kein Gegenteil, sie ist und ist eins mit der Quelle. So kann ich auch nicht voraussetzen, dass der Andere oder die Andere so ist, wie ich es in einer Situation brauche oder wünsche. Noch kann der Andere zu dem werden, der ich nicht sein kann, also etwas für mich lernen oder können - ich spreche hier über die Wachstums- und Bindungsebene und nicht über Ebenen der Arbeitsteilung, wo der andere durchaus etwas für mich tun kann. Und dann wissen wir, dass wir als Individuum ein systemisches Wesen sind und von systemischen Verstrickungen bedingt handeln und fühlen. Ebenso wissen wir, dass wir transgenerationale Informationen in unserem Energiefeld und auch Genen haben, die meist Informationen über die Bedingtheit unseres seelischen Erlebens transportieren.

Bedingungslosigkeit erlaubt, dass Ich-, Du- und Wir-Perspektive ein harmonisches Dreieck formen, sodass in einer Handlung, einem Gefühl, einem Gedanken alle drei Aspekte verbunden sind. Bedingungslosigkeit erlaubt uns eine Perspektive der Ganzheit in der alles mit allem verbunden sein kann.

 Einstellungsübung

Die Quelle des Ganzen ist Liebe. Aus der Liebe ist alles gewebt, aus ihr entspringt alles und in ihr kann alles vergehen. Sind wir mit Liebe erfüllt, dann sind wir als System, als Organismus, als soziales Wesen und als Person kohärent. In der Kohärenz ist „Alles in Ordnung“, hat eine kohärente Schwingung, sodass Herzkohärenz eine kohärente Hirnaktion ermöglicht. Ich bin nicht mehr in der Dualität gefangen: Ich kann die Person sein, die ich bin, ebenso wie die Nicht – Person, die ich bin. Ich habe keine Erwartung an Liebe, da ich aus Liebe bestehe und letztlich, nichts existiert außer Liebe. Ich bin die Quelle selbst, wissend dass meine gegenwärtige Inkarnation, meine persönliche Existenz, meine Rollen und Bindungen nur Lerneinrichtungen darstellen Liebe zu erfahren.

Ich schließe die Augen und atme tief in mein Herz und nehme mich bedingungslos an, wie ich mich gerade sehe oder wahrnehme. Ich atme bewusst noch ein paar Atemzüge in mein Herz und entspanne mich ganz in die Liebe hinein. Nach einem tiefen Ausatem aus dem Herzen öffne ich die Augen.

Wieder zurück in der Alltagswelt der Liebe: “ Ich akzeptiere dass ich eine Lerneinrichtung vor mir habe und sie herausfordernd sein darf.“

Michael Schmidt: Desinfektion - REINIGUNGSATEM FÜR DIE WELT

In einem Interview mit dem Tagespiegel hat unser Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble eine interessante Debatte ausgelöst. „Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig. Grundrechte beschränken sich gegenseitig.”

Ich unterstelle Herrn Schäuble dass er um die Priorität der wirtschaftlichen Existenz des Menschen fürchtet, doch natürlich geht es in der Corona Pandemie gleich um das Ganze (Gesundheit, Wohlstand, Gerechtigkeit, Freiheit, Zukunft, Leben und Tod...). Ja, es geht um die Würde des Lebens selbst und vielleicht weniger um den Krieg gegen einen Virus, der als Gegner des Lebens projiziert wird. Die Debatte um Covid-19 und die Beschränkung der Bürgerrechte im Dienste eines gesundheitlichen Präventionsauftrages berührt die Grundfesten der Weltgesellschaft: Gerechtigkeit, Freiheit Brüderlichkeit.

Plötzlich wachen viele auf und fragen sich, wo wir uns mit unserer Welt in Bezug auf die konstitutionellen Grundwerte einer humanen Weltgesellschaft wirklich befinden und wie die digitale Macht sich als Herrschaftswissen wohl entwickeln möge, Beispiel Corona App. „Wir dürfen die Möglichkeiten einer technologisch basierten Diktatur nicht ausschließen. Falls Hightech- Systeme mit dem System des globalen Finanzkapitals verschmelzen, besteht die Möglichkeit einer noch nie dagewesenen neuen Form der Macht, einer grenzenlosen systemischen Macht (systemical power), die über einen Großteil, wenn nicht die Gesamtheit der Menschen herrschen wird.“ ZHAO Ting, 21.25, 2020

Für den Herzensmenschen kann das Leben nicht hinter eine Weltdynamik der Konkurrenz, des Revanchismus und des narzisstischen und nationalen Egozentrismus zurücktreten. Das Leben ist das Ganze selbst und so bleibt der Schutz des Lebens der beste Schutz des Homo Sapiens, als einer Natur in der Natur. Und so bleibt auch das Virus eine Natur in der Natur und die Herzens - Frage in dieser Zeit ist: “Wozu ist es gut?“

Meditation: Reinigungsatem für die Welt

Nimm Dir einen Ort der Ruhe, der Dich liebt und atme 7 mal durch die Nase ein und den Mund aus. Lege dabei beide Hände sanft auf Dein Herzzentrum. Atme sanft alle Widersprüche und Schmerzen dieser Welt ein und atme lebendiges weißes Licht bestimmt und reinigend in die Welt aus. Atmend mache Dir bewusst,das Dein Herz der Transformationsort ist, in dem Negativs sich in das grundlegende Gute wandelt. Dein Herz nimmt beides in Beziehung, denn es ist nicht dies und nicht das (tat tvam asi)

Gehe nur soweit Dein Herz es zulässt, denn es braucht selbst Raum dem Schmerz des Ganzen gewachsen zu sein. Bete während dieses Prozesses um Heilung und Wachstum des erwachenden globalen Weltgeistes. Reihe Dich für einen Augenblick in diesen Welt-Geist ein wie mRNA in die DNA und mache Dir bewusst, dass die Welt das Resultat aller Gebete ist, die Menschen beten, denken, wünschen, glauben, befürchten, ersehnen. Und das Dein Beitrag Deiner Herzensenergie sich an das lebendige Ganze anschmiegt und genau dechiffriert was gut für Dich, Deine Nächsten und das Ganze ist.

Lass diese Meditation zur Desinfektion eigener Denk- und Glaubensmuster werden, die im und am Ganzen verzweifeln möchten. Reinige Dich und das Ganze weiter mit dem Atem, bis Du gereinigt und erfüllt abschließen möchtest.

Michael Schmidt: Das Herz und das Fremde - zum HerzKreis Trainer*innen Treffen 2018

Beim Hineinspüren in den Zeitgeist und aus meiner Tätigkeit als psychosomatischer Arzt, der ständig mit dem Hintergrundrauschen des Kollektiven, Systemischen und Globalen in den individuellen Geschichten meiner Patienten lebt, erscheint das Herz als integrativer Ort, der alle Unterschiedlichkeit in Licht und Liebe anschauen kann.

Die politischen und sozialpolitischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre um das Flüchtlingsthema bestimmen unsere innenpolitischen Debatten. Die Flüchtlingsbewegung bringt neben der Aktivierung von Grundbedürfnissen nach Zugehörigkeit und Sicherheit und Geborgenheit die Auseinandersetzung mit unserer leitenden Kultur und unseren zivilisatorischen Werten in weiteren Gang. Wir müssen dabei einen aufkommenden Ethnozentrismus, Nationalismus und ausländerfeindliche Intoleranz und ein Gemisch von Bewusstseinsformen der Rückbesinnung auf traditionell-konservative Werte bemerken.

  • AfD Wähler

  • Zunehmend oligarchisch agierende Staatsoberhäupter

  • Entkopplung demokratisch-politischer Steuerung von der Basis

  • Polarisierend – spaltende Handlungsstrategien werden zur politischen Rationalität

  • Internetconnectivity der Sozialen Medien bewirkt eine auf das Enge, Nahe und Bekannte sich ausrichtende Gegenbewegung

Auf der psychischen Ebene ist die die Suche nach Sicherheit und Geborgenheit mit der Konstruktion von kultureller Identität verbunden, die sich von dem Fremden, Andersartigen abgrenzen will. Entwicklungspsychologisch besteht die Ich-Entwicklung aus einem in sich aufbauenden Komplex von Identifikationen mit dem Körper, den Eltern, der Familie, Kindergartengruppe, Schule, Peer-Group, mit dem eigenen Geschlecht und seinen sozialen Rollendefinitionen bis hin in die berufliche Identifikation. Die damit verbundenen kognitiven Konstruktionen dienen innerhalb der moralischen Entwicklung (Kohlberg) und der Verinnerlichung eines Wertsystems dem Aufbau von kultureller Identität. Der Impuls zur Identifikation kommt aus dem Grundbedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit und der Liebe im menschlichen Resonanzfeld.

Joseph McGrath unterscheidet sozialpsychologisch drei große Phasen der individuellen Entwicklung im gesellschaftlichen Kontext:

  • Enkulturation

  • Subkulturation

  • Transkulturation: Hinauswachsen aus Rollenidentifikationen und Teilpersönlichkeiten

Denn wir haben eine transkulturelle Entwicklung hinter uns, stammen aus Afrika, Mesopotamien, aus der Zhou – Dynastie oder der Homo Sapiens Linie…wie auch immer, das kann unser Genpool heute eindeutig zeigen. Unsere DNA Intelligenz lebt von Diversivität und Vielfalt und nicht von Inzucht. (Verlust biologischer Diversivität)

Diversivität und Unterschiedlichkeit werden in dem Gedanken des Fremden leicht negativ und fordern zusammenziehende Einheitsgedanken, die nicht das Ganze sondern das Besondere kreieren und nationale, persönliche, ökonomische oder auch emotionale Konzeptbildungen auf zur Furcht vor dem Unterschiedlichen und zum Kampf gegen das Gegensätzlich aufrufen.(„die Achse des Bösen“, George Bush)

Entwickelte Kultur lebt nicht von Begrenzung, sondern von Weite. Das Fremde ist aus der Sicht der Herzintelligenz nur Unbekanntes, das noch nicht integriert ist, d.h. hindurchgewachsen ist. Wird das Unbekannte nun befürchtet statt integriert, dann  wird es zu etwas Fremden und dadurch negativ besetzt.

Und auf der neurobiologischen Ebene kommt die Negativitätstendenz unseres Gehirnes zum Zuge, das uns mit emotionalen Basisprogrammen von Angst und Aggression versorgt. Die Herzintelligenz ist ganzheitlich integrierend mitfühlend, vergebend, transparent und schützend zugleich. Sie eröffnet einen weiteren Horizont und ist letztlich der Ur – im – puls für die menschliche Hinbewegung auf den Anderen. Unsere Herzintelligenz basierend auf Mitgefühl und Empathie kann niemand ausschließen oder wird durch Bewertungen der Angst abgelenkt. Die Selbstwirksamkeit im HerzKreis besteht in dem gefühlten Ankern in einer inneren und damit sich in der Resonanz mit der Welt veräußernden Wertewelt, die auf Weite, Offenheit, Demut, Mut, Freiheit, Vergebung, Stille, Geduld, Vertrauen, Lebendigkeit, Kraft und Freude basiert. Mit dieser Wertebasis begegnen wir dem Fremden wie einem potentiellen Freund (Dalai Lama)

 

Der HerzKreis - Ein ganzheitlicher Ansatz in der Psychokardiologie - Die Organsprache des Herzens

Geschrieben für den Reader des Weltkongress Ganzheitsmedizin 2018 , von Dr. med. Michael D.F. Schmidt

Die Organsprache des Herzens

Wenn es in unserem menschlichen Körper ein Organ gibt, das diese Ganzheit und dieses Einheitserleben verkörpert, so ist dies das Herz. Das Herz ist sicherlich das Organ, das in unserer Kommunikation am häufigsten benannt wird und dessen seelische und geistige Bedeutung, die aller anderen Organe übertrifft. In der taoistischen Tradition des Qi Gung gilt als Übungsregel: Übe mit Vorstellungskraft und Herz: ohne Herz ist die Übung nicht lebendig, sie schwingt nicht. Und in unserer Sprache spiegelt sich diese Schwingungsfähigkeit des Herzens auf verschiedenen Ebenen wieder.

Wenn etwas von ganzem Herzen getan wird, dann ist es rundum stimmig; wird es halbherzig getan, dann bleiben Widersprüche, Reste, Ungereimtheiten und wird etwas herzlos getan, dann verliert es seinen Wert, bleibt ein unbeseeltes Ding. Ist das Herz an unserem Handeln beteiligt, so haucht es dem Kontakt zu anderen Menschen Leben ein, eine Art humane Essenz.

 Über allem ist das Herz das Symbol für die Liebe, den Kontakt, die Verschmelzung und die Resonanz. Offenheit, Güte und Mitgefühl. Das Herz selbst ist das universelle Symbol der Liebe. Wer ein Herz als Botschaft malt, der weiß um seine Liebe, seine Zuneigung, sein Mitgefühl. Wenn zwei Namen in einem Herz stehen, dann sind sie vereint in Liebe, Sie sind eins, sie haben sich ins Herz geschlossen, sind ein Herz und eine Seele. An erster Stelle wird das Herz mit der Liebe identifiziert, das Herzsymbol begleitet uns im Alltag, es findet sich unter den drei häufigsten Emojis, auf allen Marktplätzen dieser Welt…wir wollen es gerne schenken.

Das Herz gilt als Körperinsel der Wahrheit, die Hand auf dem Herzen bezeugt die Verbundenheit mit unserer ursprünglichen Integrität. Unsere Herzenergie ist gerade in der post-truth – world, in der jede Information Wahrheitsgehalt beansprucht oder durch die Internetwelt Follower generiert ohne, dass eine aufgeklärte Nachprüfbarkeit besteht.[1]

Byung Chul HAN, der sich philosophisch und sozialkritisch mit der gegenwärtigen Transparenzgesellschaft durch Internet und soziale Medien auseinandersetzt, schreibt zur Dynamik des Wahrheitsverlustes:

„Mehr Information oder eine Kumulation von Information stellt noch keine Wahrheit her. Ihr fehlt sie Richtung, nämlich der Sinn. Gerade aufgrund der fehlenden Negativität des Wahren kommt es zur Wucherung und Vermassung des Positiven.  Die Hyperinformation und Hyperkommunikation zeugen gerade vom Mangel an Wahrheit, ja vom Mangel an Sinn. Mehr Information, mehr Kommunikation beseitigt nicht die grundsätzliche Unschärfe des Ganzen. Sie verschärft sie vielmehr.“ (17)[2]

Die Nicht – Akzeptanz von Negativität und Fixierung auf die positive Oberfläche (Sur-face) auf der gesellschaftlichen, kulturellen und persönlichen Ebene der Beziehungen führt zwangsläufig beim Einzelnen zu einer emotionalen Stressreaktion. Der Anpassungsdruck und die hohen Erwartungen an das eigene Selbst steigen und eigene Zweifel, Selbstwertthemen und Verlustängste werden abgewehrt. Was hat das mit dem Herz zu tun?

Die Quelle des Mutes (Courage) liegt in unserer intuitiven tiefen Selbst – Sicherheit den Willen unserer weitreichendsten Werteorientierung in der Welt vertreten zu können. Mut reicht über unser Ego – Konstruktion hinaus bis über den körperlichen Tod. Nur das Herz kann den Schmerz nehmen, den die Leidenschaft mit sich bringt. Und nur wenn wir uns etwas ganz zu Herzen nehmen und spüren, fühlen, zulassen und annehmen werden wir ganz, indem wir ganz betroffen sein dürfen.


[1] Wilber, Ken Trump and the post truth world. 2017: Wilber geht hier auf die aktuelle Phänomenologie des Bewustseinswandels und den Verlust universeller Wahrheitskonzepte durch die Postmoderne ein und das Phänomen Trump und sein Begriff auf der Bewusstseinsebenen Skala von Wilber D1-D6

[2] Han Byung Chul, Transparenzgesellschaft, 2016

Der HerzKreis - Ein ganzheitlicher Ansatz in der Psychokardiologie - Die Transkulturelle Bedeutung des Herzens

Geschrieben für den Reader des Weltkongress Ganzheitsmedizin 2018 , von Dr. med. Michael D.F. Schmidt

Die transkulturelle Bedeutung des Herzens

In den meisten Kulturen der Menschheit steht das Herz für das Wesen des Menschen, den Sitz der Seele, das Haus Gottes...und in allen Kulturen steht es für die Mitte. Die Mitte zwischen Himmel und Erde. Der Kopf steht dem Himmel näher, der Bauch der Erde und das Herz in der Mitte verbindet alle drei zu einer Einheit. Diese Bedeutung des Herzens findet sich in unserem heutigen Verständnis von Kopf, Herz und Bauch ebenso wieder wie in der hawaiianischen Kunde vom höheren, mittleren und niederem Selbst oder in der traditionellen chinesischen Medizin als mittleres von drei Energiezentren, oder in der Anthroposophie des dreigegliederten Menschen.

 

In der vedischen Chakrenlehre ist das Herz das mittlere von sieben Zentren entlang unserer Mittellinie. Es transformiert die eher materielle Energie der drei unteren Zentren in die feinstofflich geistige der drei oberen. Es wird Anahata, das Ungebrochene, genannt, weil es sich nicht in Dualität aufspalten lässt und immer ganz ist. Im Sufismus, einer islamischen Tradition, ist es der Pfad des Herzens, der zu Gott führt. Nur das Herz ist fähig zu erkennen und hat die Kraft ihm zu begegnen. Der Pfad des Herzens ist die Entwicklung von Gottvertrauen und ein beständiges Preisen der Existenz. In der ägyptischen Mythologie liegt im Herzen die Ganzheit der Person. Es erscheint zu Lebzeiten des Menschen als eine Art Zeuge, wie sehr man die Essenz des Lebens verkörpert hat und wie wahrhaftig dies geschehen ist. Nach dem Tod wird es gewogen und es wird dabei darauf ankommen, wie viel Ma´at es besitzt, d.h. wie sehr der Mensch im Einklang mit dem Leben und seinen Gesetzen gelebt hat. Dazu wird eine Figur der Göttin Ma`at in die andere Waagschale geworfen.

 

In der Mythologie der Azteken wurde das Herz als die regierende Mitte der menschlichen Existenz angesehen und als Symbol der Sonne im Kosmos betrachtet deshalb das Herz dem Himmelsgott Huitzilopochtli zugehörig. Durch Herzopferrituale auf den Pyramiden wurde dieser genährt, damit er das Firmament aufrechterhält. Das Herzopfer war der Höhepunkt der aztekischen Religionsausübung. Wesentlich dabei war, dass das aus dem Körper entfernte Herz der Sonne entgegengehalten wurde, solange es noch schlug, sodass seine lebendige Kraft der Sonne geweiht wurde und so an sie zurückgegeben werden konnte. 

 

Die Bedeutung des Herzens in unserer eigenen Kultur ist vornehmlich vom christlichen Glauben geprägt. Es ist in der Religionsgeschichte öfter ganz in den Vordergrund gestellt worden, v.a. in den mystisch-christlichen Traditionen des Mittelalters, die heute noch in der Ostkirche im Herzensgebet gepflegt werden, eine immerwährende Einladung und Bindung an Jesus Christus durch das Herz. In der mitteleuropäischen Tradition ist es die Herz Jesu Bewegung, welche das Herz Christi als Essenz seiner Liebe betont. In bildlichen Darstellungen sehen wir, wie Jesus seine Brust öffnet und auf sein Herz weist. Manchmal ist es von einem Dornenkranz als Zeichen seines Leidens umschlossen und erinnert an verengte schmerzende Herzkranzgefäße, mal umranken Rosen das Herz als Zeichen der Transformation des Leidens und der Wiederauferstehung. Manchmal ist es auch mit einer Flamme dargestellt als Symbol des Geistes und der Reinheit. Es gibt auch Darstellungen mit einer Wunde und einem Blutstropfen. Dies ist das Herzblut die Essenz des Leibes Christi.

Der HerzKreis - Ein ganzheitlicher Ansatz in der Psychokardiologie - Turbulente Zeiten

Geschrieben für den Reader des Weltkongress Ganzheitsmedizin 2018 , von Dr. med. Michael D.F. Schmidt

Turbulente Zeiten: Partition und Ganzheit

Hans-Peter Dürr der Quantenphysiker fordert ein ganzheitliches Weltbild als unmittelbare Konsequenz aus den Erkenntnissen der Quantenphysik:

„Wirklichkeit ist für die moderne Physik keine Realität, sondern Potenzialität. Wirklichkeit ist das, was wirkt und sich daher dauernd verändert. Sie ist die Möglichkeit, die sich energetisch und materiell irgendwo und überall manifestieren kann, etwas noch nicht Entschiedenes, Schwebendes. Potenzialität ist räumlich nicht lokalisiert. Sie ist gleichsam über die ganze Welt ausgebreitet. Es gibt nur diese einzige Gestalt, und die ist di Welt der potenziellen Wirklichkeit. Sie ist das Eine und Ganz. Und dieses Ganze kann man weder zerstückeln noch aufteilen. Die Welt zeigt sich somit als etwas Nicht-Teilbares und Ganzheitliches“ (Teilhaben an einer unteilbaren Welt).[1]

Dass unsere gesellschaftliche Wirklichkeit in der globalisierten Informationsgesellschaft von so viel Trennung, Krieg und Verletzung bestimmt ist, wie zu dieser Zeit, beweist einmal mehr wie sehr wir in Bezug auf unsere Möglichkeiten eine gesunde Welt zu kreieren gekränkt und verletzt und von möglichen Quellen von Heilung und Ganzwerden getrennt sind. Intuitiv können heute viele Menschen spüren, dass eine zunehmende Spaltung zwischen unseren materiellen informationstechnologischen Möglichkeiten und unserem menschlichen Wachstumspotential besteht. Der zunehmenden Globalisierung und Kapitalisierung unserer menschlichen Lebenswelt treten zunehmend plötzlich gegensätzliche Entwicklungen gegenüber: von Nationalismus, z.T. feudalistisch anmutende Gruppenbildung, faschistisch ausgestaltete Aushöhlung internationaler Steuerungsinstitutionen wie der UNO, zunehmende Militarisierung, Blockbildungen, zunehmende Spaltung zwischen politischen Führungen und den Völkern, Krise der Demokratien in Europa und den USA, irrationaler Raubbau mit unseren natürlichen Ressourcen. Eine krisenhaft anmutenden Spaltung beginnt sich in der globalen Weltordnung durchzusetzen, zwischen arm und reich, zwischen denjenigen, die Zugang zu Arbeit haben und jenen, die nur noch zuschauen können ohne Zugang zur Ausbildung des eigenen kreativen Potentials. Wir werden wohl irgendwann durch all diese Entwicklungen auf neuer Stufe dann lernen, was Hans-Peter Dürr auf quantenphysikalischer Ebene über die potenzielle Wirklichkeit sagte, dass wir auf der Bewusstseinsebene alle miteinander verbunden sind und es nur unsere Ego Konstruktionen sind, die die Angst  aufrechterhalten, dass es, alles in allem, nicht für alle reicht. Erst wenn wir uns von dem unteilbaren Ganzen, der Göttlichen Quelle, nicht mehr getrennt fühlen, sondern eingebunden und jeder mit jedem verwandt, dann werden wir auf der Ebene von materiellen Ressourcen, unseren Denkformen, Mustern unserer Wirklichkeitsdefintionen und unserem inneren Potential eine natürliche Einheit erleben.[2][3]

Das Herz als Symbol und Organ repräsentiert auf der materiellen Ebene unserer körperlichen Organisation als Mensch unser Einheitserleben weit mehr als unser Gehirn als Sitz unserer neuronalen Netzwerke. Nicht nur die Epidemiologie der Herz-Kreislauferkrankungen, die über einen langen Zeitraum den ersten Platz der Krankheitsursachen einnahmen, sondern auch die Entwicklung seelischer Belastungen wie Angststörungen, Suchterkrankungen, Depressionen, Symptomkomplexen wie Tinnitus und Burnout und nicht zuletzt der erheblichen Traumabelastung der Menschheit diese gesamte Phänomenologie zeigt wie weit wir als Gattung von einem natürlichen Einheitserleben entfernt sind. Wir leiden an einer bedeutenden Dissoziation zu unserer inneren authentischen Bedürfniswelt, wie an einem Egobewusstsein, das uns von unseren empathischen Möglichkeiten des globalen und gesellschaftlichen Mit-Seins und Mit-fühlens und Ein-fühlens abspaltet.


[1] : Hüther, Spannbauer, Connectedness2004,21

[2] Wilber Ken: Integrale Psychologie Freiamt 2006 Stufenmodell der Bewusstseinsentwicklung D1-D8

[3] Hüther et al. Connectedness